Regionale Windsysteme

Regionale Windsysteme sind Zirkulationsformen, die nur in einzelnen Regionen wirksam werden. Das Gegenteil der regionalen Windsysteme bilden die globalen Windsysteme der atmosphärischen Zirkulation (Passate, Monsune, Westwinde, polare Ostwinde). Regionale Windsysteme sind die tagesperiodischen Winde, die Fallwinde, die synoptischen Winde und die tropischen Wirbelstürme.

Tagesperiodische Winde sind Druckausgleichströmungen, deren Ablauf und Rhytmus sich aller 24 Stunden mehr oder weniger intensiv wiederholen. Synoptische Winde sind besondere Luftströmungen, die nur bei bestimmten Wetterlagen entstehen. Eine besondere Form der synoptischen Winde sind die Fallwinde. Sie sind Luftmassen, die von Gebirgen herabströmen und sich dabei erwärmen. Sie wirken deshalb auf der Leeseite von Gebirgen warm. Es gibt aber auch kalte Fallwinde; diese entstehen, wenn sie einer kalten Luftmasse entstammen und in einen warmen Raum strömen. Fallwinde wehen nicht ständig; sie wehen nur bei bestimmten Wetterlagen. So gibt es Föhn auf der Alpennordseite nur, wenn die Alpen in Süd-Nord-Richtung von Luft überströmt werden.

Tagesperiodische Winde Synoptische Winde und Fallwinde Tropische Wirbelstürme
Synoptische Winde im Mittelmeerraum: Fallwinde: Tropische Wirbelstürme haben regional unterschiedliche Bezeichnungen:
  • Hurrikan in der Karibik, im Golf von Mexiko und in den USA
  • Zyklon im Indischen Ozean
  • Taifun in Ostasien
  • Willy-Willy in Australien
  • Cordonazo an der Westküste Mittelamerikas
  • Orkan in anderen Teilen des Atlantiks, im Pazifik oder auch in Mauritius

Regionale Windsysteme

Land-See-Windsystem

Das See-Land-Windsystem ist an allen Küsten sowie an größeren Seen zu beobachten.

See-Land-Windsystem

Am Tag ist die Erwärmung der Landflächen sehr hoch. Deshalb steigt von diesen Warmluft auf, wodurch der Luftdruck über dem Land fällt. Über dem Wasser ist er dazu relativ hoch. Zwischen diesen beiden Druckgebilden bildet sich am Tag ein Seewind. Dieser Wind - die "frische Brise" vom Meer - kühlt die Küste wieder ab.

In der Nacht kühlen die Landflächen sehr schnell aus. Das Wasser, das die Wärme speichern kann, gibt sie verstärkt in der Nacht ab. Es bildet sich daher über dem Meer ein Tiefdruckgebiet. Der Luftdruck über dem Land ist dazu relativ hoch. Es weht vom Hoch über dem Land zum Tief über dem Wasser ein Landwind.


Berg-Tal-Windsystem

Berg-Tal-Windsystem

In den frühen Morgenstunden werden zuerst die Talhänge und Gipfel erwärmt. In den Tälern sammelt sich die schwere und dadurch absinkende Kaltluft. Da über den Gipfeln Wärme abgestrahlt wird, bilden sich hier Tiefdruckgebiete. Die schwere Kaltluft in den Tälern erzeugt einen hohen Luftdruck. Es weht also ein Wind vom Tal zum Berg - ein Talwind.

Im Laufe des Tages wurden auch die Täler erwärmt. Doch beim Einbruch der Nacht kühlen die Gipfel schnell ab. Es bilden sich daher auf den Bergen Hochdruckgebiete und in den Tälern Tiefdruckgebiete - es weht ein Bergwind.


Flur-Windsystem

Das Flurwindsystem beschreibt Druckausgleichströmungen zwischen verschiedenen Fluren, z.B.:

  • Wind zwischen Stadt und Umland: In einer Stadt ist es meist ca. 3°C wärmer als in ihrem Umland. Bei ruhigem Wetter kann sich dann ein regionales Windsystem ausbilden: Die wärmere "Stadtluft" steigt wegen ihrer geringeren Dichte auf. Die kühlere "Landluft" zieht sich zusammen und sinkt ab. Aus diesem Luftdruckgegensatz resultiert ein Wind vom Land in die Stadt. Stadtklimatisch ist diese Form des Flurwinds sehr nützlich, da Abgase aus der Stadt nach oben entsorgt werden und der kühle Wind vom Land einer Überhitzung der Stadt vorbeugt.
  • Winde zwischen Wiesen und Wald
Land-Stadt-Wind

Mistral

Der Mistral ist ein Fallwind, der durch das Rhonetal weht. Er entsteht, wenn sich ein Hochdruckgebiet über der Biskaya und ein Tief über dem Mittelmeer befindet. Dieser Wind erwärmt sich wie der Föhn ebenfalls trockenadiabatisch, aber er wird durch das Rhonetal kanalisiert und erreicht dadurch hohe Windgeschwindigkeiten. Deshalb wirkt der Mistral im warmen Mittelmeerraum als kalter Wind.


Bora

Die Bora ist ebenfalls ein Fallwind, der an der istrischen und dalmatischen Küste weht. Bora wirkt trotz trockenadiabatischer Erwärmung ebenfalls kalt, da sie in den warmen Mittelmeerraum strömt.


Leveche, Schirokko, Etesien

Schirokko und Leveche sind synoptische Winde. Diese Winde entstehen nur bei bestimmten Wetterlagen. Sie können, da sie aus der Sahara wehen, viel Staub und Sand nach Mitteleuropa verfrachten. Sie sind heiß und trocken; Schirokko kann Italien aber auch sehr schmutzigen Regen bringen, da er über dem Mittelmeer Feuchtigkeit aufnimmt. Die Etesien wehen im Sommer über das östliche Mittelmeer. Nach ihnen wird das Mittelmeerklima manchmal auch als Etesienklima bezeichnet.

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Materialien
Regionale Windsysteme, Zirkulation

Zum Weiterlesen:
Der Föhn, Luftdruckgebiete, Winde und Coriolis-Kraft